Rede bei der Visitation in der Versöhnungskirche

 

 

Sehr geehrter Herr Dekan Nau,
sehr geehrter Herr Pfarrer Weller,
sehr geehrte Damen und Herren,
 
als Vertreter der kath. Seelsorgeeinheit „Unterm Bernhardus“ will ich einen Blick werfen auf die evang. Kirchengemeinde Degenfeld-Weiler-Unterbettringen.
 
Und da muss ich gleich sagen, diesen einen Blick gibt es gar nicht. In Degenfeld nimmt man Sie anders wahr als in Weiler und in Bettringen, und Bargau hat eigentlich gar nichts mit Ihnen zu tun. Außerdem haben wir in Bettringen ja 2 evangelische Gemeinden als Gegenüber.
 
Gegenüber stimmt eigentlich auch nicht, denn unsere Hauptwahrnehmung ist durch die vielen ökumenischen Aktivitäten, durch viel Miteinander, durch gelebtes gemeinsames Christsein geprägt.
 
Uns Hauptamtlichen ist Herr Pfarrer Weller da ein ständiger Gesprächspartner. Wir sehen uns 1-2 mal wöchentlich in der Uhlandschule und reden, seit er da ist, vollkommen unkompliziert über das, was war, was uns gerade bewegt, was wir gemeinsam in Angriff nehmen wollen. Ich erinnere mich noch gut, wie er damals als neuer Kollege erfuhr, dass wir in der Uhlandschule wöchentlich Schülergottesdienst feiern. Er fragte gleich, ob er da auch mitmachen könne. Und seither hält er etwa alle 4 Wochen den Schülergottesdienst. Dadurch ist aus einem katholischen ein ökumenischer Gottesdienst geworden. Nun kommen auch evangelische Kinder, die katholischen fragen im Religionsunterricht so dies und das über die Evangelischen, und umgekehrt sicher auch. So wächst Ökumene ganz unproblematisch von unten.
 
Ähnlich war es auch, als es um die wöchentlichen Gottesdienste am Freitagmorgen im Seniorenzentrum Riedäcker ging. Da ist nun abwechselnd katholischer und evangelischer Gottesdienst, wobei die Gottesdienstbesucher wöchentlich nahezu dieselben sind – also haben sich auch unsere Senioren recht schnell daran gewöhnt. Nicht die Konfession ist entscheidend, sondern der Gottesdienst.
 
Die Seelsorge im Lindenhof ist ebenfalls von Grund auf ökumenisch eingestellt. Zwar bin ich als Verantwortlicher katholisch, aber getragen wird die Seelsorge auch von evangelischen Mitarbeitern wie Herrn Blaurock und natürlich Ihrem KGR-Vorsitzenden Herrn Moldenhauer. Das Team der Sonntagsgottesdienstleiter/innen besteht aus evangelischen wie katholischen Frauen und Männern; auch Pfarrer Weller hält im Lindenhof etwa 4 mal im Jahr den Gottesdienst.
 
Die ökumenische Bibelwoche jedes Jahr im Januar/Februar möchte ich als weitere gemeinsame Aktivität erwähnen, ebenso den ökumenischen Weltgebetstag und die ökumenische Kinderbibelwoche in Degenfeld.
 
Seit bereits 5 Jahren besteht der Treffpunkt Ökumene, der sich in Weiler trifft. Nach einigen Veranstaltungen zum gegenseitigen Kennenlernen und zum Kennenlernen der beiden Konfessionen wird noch in diesem Jahr eine Vereinbarung zur ökumenischen Partnerschaft zwischen den beiden Gemeinden, die Unterzeichnung einer Charta Ökumenica angestrebt.
 
Vielen sind wohl auch noch die Nächte der offenen Kirchen in Erinnerung, die wir gemeinsam in den Jahren 2005-2007 reihum in unseren Kirchen durchgeführt haben.
 
Mit Freude erlebe ich immer wieder, wie in Degenfeld die Christen beider Konfessionen ganz selbstverständlich miteinander feiern. In diesem Jahr beispielsweise sang an einem Sonntag der Kinderchor bei der Erstkommunion in der kath. Kirche, am darauffolgenden Sonntag bei der Konfirmation in der evang. Kirche, und wieder einen Sonntag später haben wir – wie jedes Jahr – beim Dorffest des Liederkranzes ökumenischen Gottesdienst gefeiert.
 
Aller Achtung wert war vor 3 Jahren die Verleihung des Grünen Gockels an Ihre Kirchengemeinde. Die Bewahrung der Schöpfung ist in unserer Zeit eine der wichtigsten Aufgaben von uns Christen; sie scheitert leider so oft an unserer Bequemlichkeit. Umso schöner ist es, dass es bei Ihnen Menschen gibt, die mit großem Engagement dieses Ziel hier vor Ort verfolgen.
 
Mit Interesse verfolge ich von Anfang an die Entwicklung des Konfi3, also des Konfirmanden-Unterrichts in der 3. Klasse. Aus eigener Erfahrung mit der Erstkommunionvorbereitung kann ich nur raten: Bleiben Sie da dran! Die Kinder sind in diesem Alter in gutem Sinne fromm, lieben unseren Herrn Jesus Christus aus vollem Herzen; und jede/r, der sie dabei begleiten darf, nimmt da für sich selber eine ganze Menge mit.
 
Nun bringe ich aber auch noch zwei Wünsche mit:
Der erste betrifft unser Problem, dass wir es in Bettingen – wie schon eingangs erwähnt – mit 2 evangelischen Gemeinden, nämlich in Ober- und in Unterbettringen, zu tun haben. Wir denken, dass sich diese Struktur nicht so schnell ändern lässt. Aber wir fragen: Könnten Sie sich auch eine „talübergreifende“ Ökumene vorstellen? Vielleicht können wir das bei Gelegenheit einmal besprechen. Und damit komme ich zu unserem 2. Wunsch: Nämlich einer ökumenischen Kirchengemeinderatssitzung, vielleicht im Herbst; die letzte war übrigens vor 5 Jahren.
 

Zum Schluss darf ich Ihnen, Herr Pfarrer Weller, als Zeichen unserer Verbundenheit eine Miniaturausgabe unserer aktuellen Osterkerze überreichen. Die Künstlerin hat bei der Gestaltung das Thema unserer diesjährigen Erstkommunion aufgegriffen: „Gemeinschaft in Jesus Christus“. Gemeinschaft mit Jesus Christus haben wir im Heiligen Mahl in Brot und Wein, Gemeinschaft in Jesus Christus haben wir in seinem Kreuz und in der Gemeinschaft der Christen. Für diese Gemeinschaft in der lebendigen Ökumene danke ich Ihnen und Ihrer Gemeinde von Herzen.

Redner Herr Geier